Gemeinsam stark gegen das Vergessen
Leben mit Demenz:
Alles, was Du wissen musst
Demenz betrifft weltweit Millionen Menschen und verändert nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das ihrer Angehörigen auf tiefgreifende Weise. Sie ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen und bringt oft Unsicherheiten und Ängste mit sich.
Erfahre, was Demenz ist, wie sie sich äußert und welche Maßnahmen helfen können, die Lebensqualität zu verbessern. Lerne, frühe Anzeichen zu erkennen, und erhalte wertvolle Tipps für den Umgang mit der Erkrankung.
Demenz ist ein Überbegriff für eine Gruppe von Erkrankungen, die das Gehirn betreffen und zu einem fortschreitenden Verlust kognitiver Fähigkeiten führen. Dazu gehören Gedächtnisverlust, Schwierigkeiten beim Denken, Sprachprobleme und Veränderungen im Verhalten. Die häufigste Form ist Alzheimer, gefolgt von vaskulärer Demenz, Lewy-Körper-Demenz und frontotemporaler Demenz.¹
Die Ursachen von Demenz sind vielfältig. Bei Alzheimer – der häufigsten Form – kommt es zur Ablagerung von Eiweißstoffen (Amyloid-Plaques) im Gehirn, die Nervenzellen schädigen. Vaskuläre Demenz entsteht hingegen durch Durchblutungsstörungen im Gehirn.¹ Egal welche Form: Alle Arten von Demenz beeinträchtigen das tägliche Leben erheblich.
Wusstest Du, dass weltweit über 55 Millionen Menschen mit Demenz leben? In Deutschland sind etwa 1,6 Millionen Menschen betroffen, in Österreich rund 130.000 und in der Schweiz etwa 150.000.² Diese Zahlen steigen stetig durch die alternde Bevölkerung. Demenz ist keine normale Alterserscheinung – dies betonen Fachorganisationen wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft.⁴ Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, den Verlauf positiv zu beeinflussen und wertvolle Zeit zur Anpassung zu geben.
Die Früherkennung von Demenz ist entscheidend, um rechtzeitig Maßnahmen einzuleiten und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Ursachen von Demenz sind vielfältig. Betroffene berichten häufig, dass sie häufiger Dinge vergessen oder Schwierigkeiten haben, Gesprächen zu folgen. Solche Veränderungen werden oft als normale Alterserscheinungen abgetan – doch es gibt klare Unterschiede zwischen altersbedingter Vergesslichkeit und den Warnsignalen einer beginnenden Demenzerkrankung.
Der entscheidende Unterschied liegt in der kontinuierlichen Verschlechterung der Symptome und deren zunehmenden Auswirkungen auf alltägliche Aktivitäten. Während gelegentliche Vergesslichkeit normal ist, haben Menschen mit Demenz zunehmend Schwierigkeiten, gewohnte Tätigkeiten auszuführen, wichtige Entscheidungen zu treffen oder soziale Beziehungen aufrechtzuerhalten.³
Das Kurzzeitgedächtnis verschlechtert sich merklich, während länger zurückliegende Erinnerungen zunächst noch gut abrufbar bleiben. Betroffene vergessen vermehrt wichtige Termine, stellen wiederholt dieselben Fragen oder können sich nicht mehr erinnern, wo sie alltägliche Gegenstände abgelegt haben. Charakteristisch sind wachsende Wortfindungsstörungen und Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen oder sich selbst auszudrücken. Betroffene greifen häufiger auf Füllwörter zurück, umschreiben gesuchte Begriffe oder lassen Sätze unvollendet.³
Mit dem Fortschreiten der Erkrankung verstärken sich diese Symptome erheblich. Orientierungsprobleme in Zeit und Raum nehmen zu, sodass selbst bekannte Orte fremd erscheinen können. Gleichzeitig zeigen sich deutliche Veränderungen in der Persönlichkeit – von gesteigerter Reizbarkeit bis hin zu emotionaler Verflachung. Plötzliche Stimmungsschwankungen und sozialer Rückzug sind weitere typische Anzeichen, die sowohl für Betroffene als auch für Angehörige belastend sein können.³
Gedächtnis: Wiederholtes Vergessen von kürzlich Erlebtem, häufiges Verlegen von Gegenständen und Schwierigkeiten bei der Erinnerung an neue Informationen.
Orientierung: Zunehmende Probleme bei der räumlichen und zeitlichen Orientierung, auch in vertrauter Umgebung und bei alltäglichen Routinen.
Verhalten: Auffällige Persönlichkeitsveränderungen wie plötzliche Stimmungsschwankungen, sozialer Rückzug und verminderte Initiative im Alltag.
Kommunikation: Deutliche Wortfindungsstörungen, Schwierigkeiten beim Verstehen komplexer Gespräche und zunehmende Probleme sich auszudrücken.4
Auch wenn eine Demenzerkrankung viele Herausforderungen mit sich bringt, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Lebensqualität zu erhalten oder sogar zu steigern. Ein strukturierter Alltag gibt Sicherheit: Feste Zeiten für Mahlzeiten oder Spaziergänge schaffen Orientierung und reduzieren Stress. Unterstützende Hilfsmittel wie Kalender oder Erinnerungssysteme erleichtern den Alltag zusätzlich.
Soziale Kontakte spielen eine große Rolle – gemeinsam mit der betroffenen Person alte Fotos anzusehen oder vertraute Musik zu hören, kann schöne Erinnerungen wecken. Demenzgerechte Aktivitäten wie Malen oder Basteln fördern nicht nur die geistige Aktivität, sondern schaffen auch gemeinsame Momente, die das Miteinander stärken. Schon kleine, regelmäßige Beschäftigungen können dazu beitragen, den Alltag abwechslungsreicher und angenehmer zu gestalten. Oft genügt es, einfache Rituale in den Tagesablauf einzubauen, um für mehr Struktur und Wohlbefinden zu sorgen.
Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (2021) kann eine mediterrane Ernährung mit hohem Gemüse- und Olivenölanteil die Gehirnfunktion unterstützen.² Regelmäßige Bewegung wie Spaziergänge oder Yoga fördert nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern hilft auch gegen innere Unruhe. Bereits ein einfacher Spaziergang an der frischen Luft kann nicht nur den Kopf klären, sondern auch Freude bereiten – eine Aktivität mit spürbarem positiven Effekt.
Die Pflege Demenzkranker ist emotional fordernd. Hinzu kommt die Organisation des Alltags – eigene Bedürfnisse geraten dabei oft in den Hintergrund.
Selbstfürsorge ist kein Luxus – sie ist notwendig. Nimm Dir bewusst Zeit für Dinge, die Dir guttun: Geh spazieren, triff Freunde oder widme Dich einem Hobby, das Dir Freude bereitet. Nur wenn Du auf Dich achtest, kannst Du langfristig für andere da sein.
Der Austausch mit anderen Angehörigen kann ebenfalls sehr hilfreich sein. In Selbsthilfegruppen findest Du Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen wie Du. Hier kannst Du Deine Sorgen teilen und praktische Tipps erhalten. Oft hilft es schon zu wissen, dass man nicht allein ist.
Vergiss nicht: Es gibt auch finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten wie Pflegegeld oder Entlastungsbeträge. Diese können helfen, die Kosten für Hilfsmittel oder zusätzliche Betreuung abzudecken.
Beratungsstellen wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft stehen Dir zur Seite und unterstützen Dich bei der Antragstellung sowie bei rechtlichen Fragen rund um die Pflege. Pflegende sollten prüfen, welche Unterstützungsleistungen verfügbar sind. Manchmal können kleine finanzielle Entlastungen einen großen Unterschied machen.
Es geht darum, den Patienten in seiner Wahrnehmung der Welt zu begegnen.
Naomi Feil
Frühe Anzeichen wie Gedächtnisverlust oder Orientierungslosigkeit können leicht übersehen werden. Doch eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend: Sie gibt Dir und Deinen Liebsten Zeit zur Anpassung und ermöglicht den Zugang zu Therapien, die den Krankheitsverlauf verlangsamen können.
Unterstützende Maßnahmen wie ein strukturierter Alltag, soziale Kontakte und gezielte Aktivitäten helfen Betroffenen, sich sicherer zu fühlen und Freude am Leben zu bewahren. Auch eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung tragen wesentlich zur geistigen und körperlichen Gesundheit bei.
Für Dich als Angehörigen ist es ebenso wichtig, auf Deine eigene Gesundheit zu achten. Selbstfürsorge ist kein Luxus – sie ist notwendig. Angebote wie Tagespflege oder der Austausch in Selbsthilfegruppen können Dir helfen, Entlastung zu finden und neue Kraft zu schöpfen. Finanzielle Hilfen oder technische Unterstützung erleichtern zusätzlich den Alltag.
Quellen:
¹ Alzheimer Forschung Initiative e.V.: „Veränderungen im Gehirn“. Verfügbar unter: https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/wasistalzheimer/veraenderungen-im-gehirn/
² Alzheimer Europe: European Dementia Monitor 2023 https://alzheimer.ie/creating-change/awareness-raising/alzheimer-europe-european-dementia-monitor-2023
³ Alzheimer’s Association: „10 Early Signs of Dementia“ (2022). http://www.alz.org/alzheimers-dementia/10_signs
⁴ Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.: „Demenz. Das Wichtigste“. https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/Broschueren/Demenz-das_wichtigste_.pdf